
Digitale Kompetenzen gelten als Schlüsselqualifikation für Teilhabe in Beruf, Alltag und Gesellschaft. Doch wie erreicht man Menschen, die kaum Schulbildung mitbringen – und die digitale Welt mit mehr Unsicherheit als Selbstverständlichkeit betreten?
Eine aktuelle Studie aus Prag zeigt: Mit einfachen Begriffen, bildhaften Vergleichen und fehlerfreundlichen Lernräumen lassen sich Lernbarrieren überwinden. Was die Studie besonders wertvoll macht: Sie fragt nicht nur, was Menschen lernen sollten, sondern wie sie den Zugang zur digitalen Welt überhaupt erst finden.
Der Computer als Black Box – es beginnt beim Einschalten
Viele Studienteilnehmer:innen wussten nichts über das Innenleben oder die Funktionsweise eines Computers. Es braucht deshalb ein „Entry Level“ mit einfachen Begriffen und Grundwissen zu Geräten, Stromversorgung, Updates und Sicherheit.
Ministories als Lernformat
Ein zentrales Konzept der Studie ist eine visualisierte Geschichte, die die digitale Welt mit alltäglichen Dingen vergleicht: In der „Computerwelt“ sind Updates wie regelmäßiges Futter für den Hund, Antivirensoftware ist wie ein schützendes Flohhalsband. Ministories verbinden Bild und Sprache, reduzieren Fremdwörter und fördern das Verständnis für Zusammenhänge.
Selbstvertrauen, Emotionen und Alltagserfahrungen sind entscheidend
Lernen beginnt nicht beim Inhalt, sondern bei der emotionalen Zugangsschwelle. Viele der Befragten hatten Angst, etwas kaputtzumachen, fühlten sich durch englische Begriffe ausgeschlossen oder erinnerten sich an schlechte Lernerfahrungen. Zitat: „Fast alle Teilnehmenden zeigen positive Emotionen, wenn sie durch Technik Zeit sparen oder etwas selbst geschafft haben.“ Freude, Stolz und kleine Erfolgserlebnisse wirken als Lernverstärker und gehören bewusst ermöglicht.
Folgerungen für die Erwachsenenbildung
- Einsteiger:innen-Level ernst nehmen – auch, wenn es um scheinbar Banales geht wie: Wo ist der Einschaltknopf?
- Begriffe erklären oder ersetzen – z. B. statt „Browser“ lieber „Internetzugang“
- Visualisierung nutzen – Bilder, Vergleiche, kleine Geschichten machen Technik verständlich
- Aufbau von Selbstvertrauen einplanen – durch Alltagsbezug und geschützte Fehlererfahrungen
- Nicht nur Anwendungen zeigen, sondern Prinzipien erklären: Warum braucht ein Computer Updates? Warum ist ein Passwort wichtig?