Digitale Bildungsprozesse planen – aber wie?

Digitale Bildungsprozesse zu planen, ist mehr als die Übertragung von Präsenzangeboten in einen Onlineraum. In der Planung stehen verschiedene Virtualisierungsgrade zur Wahl, die den Einsatz digitaler Medien und Tools unterschiedlich zum Einsatz bringen.

Diese können mit Hilfe von drei Konzepten beschrieben werden, die im Folgenden zusammengefasst sind:

Anreicherungskonzept (Unterstützung der Präsenzlehre)

Sieht den Einsatz digitaler Medien zur Unterstützung des Präsenzunterrichts vor. Kann durch Bereitstellung digitaler Unterlagen zu einer Veranstaltung geschehen oder durch den Einsatz digitaler Medien im Präsenzunterricht selbst. Z. B: digitales Erstellen von Mitschriften und Dokumentationen, Durchführen von Online Recherchen, kollaboratives Arbeiten an Dokumenten, Einsatz  von Audience Responce Systemen in der Lehre.

(Audiance Response Systeme: Mit ihrer Hilfe können in Präsenzveranstaltungen Wissensfragen gestellt oder Teilnehmende befragt werden – zB darüber welche Themen vertieft oder zusätzlich vorgestellt werden sollen. Ziel des Einsatzes von Audience Responce Systemen ist die aktive Mitgestaltung und Mitarbeit der Teilnehmenden. Lehrende können auf Grund der Rückmeldungen der Lernenden das jeweilige Lehr-Lernsetting teilnehmerInnenorientiert gestalten. Beispiele: Mentimeter, Kahoot!, Polleverywhere,Learning.Apps.org/Abstimmung)

Integrationskonzept (Kombination von Online- und Präsenzphasen – blended learning)

Feste Verankerung online unterstützter Selbstlernphasen im Gesamtkonzept. Nutzung der Online Phasen zwischen den Präsenzphasen ist nicht mehr optional, sondern wird zu einem festen Bestandteil des Lehr-Lernkonzeptes. z.B.:

Bereitstellung von Videos oder Texten vor der Präsenzphase (flipped classroom), die zur Vorbereitung auf die nächste Veranstaltung dienen, dazu werden auch entsprechende Lernanreize geliefert (Quiz, Vorabfragen, Fragestellung oder Hypothese in einem Online Forum) In der Präsenzveranstaltung wird dann auf den Inhalten aufgebaut, zB. mit Übungen, Austausch- oder Diskussiosphasen

(flipped classroom: Konzepte, nach denen Aktivitäten zum Wissenserwerb VOR der Präsenzsitzung stattfinden. Ziel ist es die Präsenzzeiten für solche Lernprozesse zu nutzen, für die der direkte Kontakt miteinander oder die Nutzung der Infrastruktur an den Präsenzorten unabdingbar ist. Die Rezeptionsphase und den Erwerb von Wissen können die Lernenden nach ihrem eigenen Lerntempo und ihren Lernpräferenzen gestalten)

Die Online Selbstlernphasen liegen nach der Präsenzphase. Sie bestehen aus Übungen, in denen Lernende im Nachgang zum Wissenserwerb der Präsenzphase das dort erworbene Wissen anwenden, vertiefen oder reflektieren. Dies kann zB durch den Einsatz von Single oder Muliple Choice Tests erfolgen oder durch den Einsatz von tools mit deren Hilfe sich die Lernenden einzeln oder gruppenweise Rückmeldungen geben können. Diese Ansätze werden auch als Social Learning Phasen bezeichnet.

Die verschiedenen Szenarien lassen sich auch in einem Angebot/Kurs kombinieren.

Der Mehrwert dieses Ansatzes liegt in der Flexibilisierung der Lernmöglichkeiten, Lernzeiten, Lernpräferenzen der Lernenden, der Unterstützung der Lernrozesse durch Aktivierung, Rückmeldungen und Interaktivität und in der Förderung der Motivation durch soziale Lernprozesse. Eventuell können andere Zielgruppen durch räumliche und zeitliche Flexibilisierung gewonnen werden.

Virtualisierungskonzept (vorrangig Online Phasen)

Dieses Konzept sieht ausschließlich Online Angebote vor. Diese gehen von Micolerneinheiten über online bereitgestellte Lernprogramme bis hin zu kompletten Onlinekursen.

Hier wird unterschieden zwischen:

  • betreuten und unbetreuten Formaten
  • Formaten, die zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfinden oder die einen flexiblen Einstieg zulassen
  • Formate, die ohne Interaktion mit anderen Teilnehmenden stattfinden und Formate, die kollaborative Elemente beinhalten

Quelle: Claudia Bremer – Szenarien des Einsatzes digitaler Medien in Bildungsprozessen in: „Digitalisierung und Lernen-Gestaltungsperspektiven für das professionelle Handeln in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung“, 2019, hep Verlag, Bern

Habt ihr konkrete Beispiele für diese Konzepte? Wo seht ihr die Stärken und Schwächen dieser Zugänge?

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